Monique auf der Schaukel mit Blick auf Nazaré, Portugal
Monique auf der Schaukel mit Blick auf Nazaré, Portugal

Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr 2022.

Anfang des Jahres ließ der harte Griff von Corona etwas nach und im Januar wurde es wieder möglich die Kölner Gastronomie zu nutzen.

Über den Tellerrand schauen

Im Januar kamen die ersten Jobanfragen rein. Ich habe diese, im Gegensatz zum kurzen und wortkargen Default, “Danke nein, bin happy bei RD” mit Bereitschaft zum Gespräch quittiert. Ich war nicht mehr happy bei RD und ich wollte, dass sich was ändert. Und so verbrachte ich viel Zeit mit telefonieren. Ich wollte von meinen Kollegen wissen, wie es woanders ist und was sie über ihre Arbeitgeber sagen.

Mit Jürgen telefonierte ich gut gut eine Stunde, während ich in Jogginghose, roten Filzpantoffeln und Winterjacke bekleidet, auf dem Balkon auf und ab lief. Jürgen arbeitete, wie Afagh und Marcel, mit denen ich auch telefoniert habe, bei Versicherern in Köln. Und Versicherer machen gerade auch alle in Agil und Transformation. Tendenziell also interessante und herausfordernde Umgebungen. Eine Agile Master Stelle gäbe es aktuell nicht, so Jürgen, aber ich solle mich doch auf die ausgeschriebene Tribe Agile Master Stellen bewerben. Ich sei ja erfahren und komme von extern und das würde passen, fand Jürgen. Ich habe das Gespräch auf etwas anderes gelenkt, da ich die Idee absurd fand.
Jürgen sendete mir Ergänzendes zur Ausschreibung im Nachgang via EMail zu.

Kalenderwoche 6

Bau des Modells einer Laubhütte. Foto © Alexander Root, naturzeitclub
Bau des Modells einer Laubhütte. Foto © Alexander Root, naturzeitclub

Ich konnte bereits recht früh im Jahr an meinem Ziel, mehr mit “Draussendingen” zu machen, anknüpfen.
Kalenderwoche sechs startete mit einen Walkaboutyou mit Kamil für einen Batch des Accelerator Programms vom Startplatz Köln. Die Woche endete am Samstag mit einem Wildnistraining. Ich durfte zu der Ausbildung der ersten Generation von Naturclub Coaches mit einem kleinen Bushcraft- und Survivaltraining beitragen.

Die Etappe fünf des Bergisches Weges lief an unserem Seminarort vorbei. So macht ich mich am Sonntagmorgen guter Dinge zu Fuß und mit kiloweise Bushcraftgear auf dem Rücken auf und wanderte bei Minusgraden, gefrorenem Boden und Sonnenschein bis vor Sträßchen.

COVID-19

Am Montagabend von Woche Sieben fühlt sich mein Hals merklich gereizt an. Am Dienstagmorgen im Homeoffice, merkte ich schon nach 15 Minuten, dass mir das Sprechen schwer fällt und weitere Termine als Facilitator (Sprintwechseltag und eine weitere Retrospektive) nicht mehr gehen werden. Ich entschuldigte mich bei meiner Scrum Master Hospitantin, der ich einen interessanten Tag versprochen hatte und meldete mich für den Rest des Tages krank. Ein Job, der fast nur aus Kommunikation besteht, ist ohne Reden zu können eben schwierig zu bewerkstelligen.

Am Nachmittag ging ich zur Teststelle, ich war mir zu diesem Zeitpunkt schon recht sicher, dass es keine normalen Halsschmerzen waren und sagte humorvoll “bis Gleich” zum Testpersonal. Die Quittung ein positiver Antigentest. Also PCR Test hinterher. Mittwoch morgens dann das positive Ergebnis des PCR Tests via Mail. Ich sagte das kommende NLP Practitioner Wochenende ab. Jetzt ging es erstmal in Quarantäne.

Um Tag zwei kamen die Kopfschmerzen, proportional dazu gab es Ibus. Ich nutzte die Zeit der Quarantäne mit AU zum Schreiben eines Lebenslaufs. Ich hatte keinen, nur eine Auswahl von ausgewählten Projekten mit Tech-Stack aus meiner IT-Beraterzeit.
Während es mir wieder besser ging, ging es mit Monique bergab. An Tag sieben wollte ich mich freitesten. Ich nutzte den Freigang für ein telefonisches Bewerbungsgepräch draußen an der frischen Luft, während ich auf die Nachricht mit dem Testergebnis wartete. Es war leider weiterhin positiv. Immerhin habe ich mal wieder den Rhein gesehen.

Krieg in Europa

24.02 Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Ich war schockiert und gelähmt und das obwohl es aufgrund Truppenbewegungen im Vorfeld keine wirkliche Überraschung war. Ich musste mich wirklich reglementieren, dass ich nicht zuviele Livestreams, teilweise auch während der Arbeit, konsumierte. Das zog mich ganz schön runter.

Konzerte 2022

Sleaford Mods in der Live Music Hall, März 2022
Sleaford Mods in der Live Music Hall, März 2022

Mit zwei Konzerten waren es in 2022 200% mehr Konzerte als im Vorjahr.

Das erste war Helge Schneider in der Philharmonie, wenige Tage nach meiner Genesung mit Lars. Maske auf den Weg zu den Getränken und Lachen unter der Maske während Helges grandioser Darbietung.

Beim zweiten Konzert, Sleaford Mods, Anfang April sah das mit den Masken schon anders aus. Ich hatte den Eindruck, dass die Anzahl der Konzertbesucher mit Maske an einer Hand abzählbar waren. Währenddessen war die Live Music Hall so voll, dass man nicht umfallen konnte. Komisches Gefühl, trotz frischer Genesung und drei Impfungen.

Portugal

Blick auf Porto und Duero. Foto CC-NC-BY Monique Wenta.
Blick auf Porto und Duero. Foto CC-NC-BY Monique Wenta.

Die erste Reise seit Beginn der Pandemie ging im März nach Portugal.

Direkt nach unserer Ankunft in Lissobon trafen wir uns mit Stine, Lukas und Freunden zum Auftakt im Taproom vom Dois Corvos. Wir waren im Viertel Marvila unterwegs. Nach ein paar Bierchen ging es weiter zu Lince, dem nächsten Taproom, dort gab ein paar echt leckere Petiscos1 und von dort ging weiter zu Taproom und Brauerei von Musa.

Insgesamt verbrachten wir vier Tage in Lissabon, dort gab es neben der Erkundung der hiesigen und vielfältigen Craftbeerszene auch den ersten Sonnenbrand des Jahres auf der Stirn. Von Lissabon ging es mit dem Mietwagen weiter über Sintra, Nazare, Ovar, Aveiro und einen kleinen Abstecher über die Lupum Brauerei nach Porto.

In Porto blieben wir nochmal ein paar Tage und flogen von dort nach Deutschland via BER zurück und hingen noch einen Tag in Berlin bei Luckow dran.

März, April

Der März und April stand voll im Zeichen der beruflichen Veränderung. Im März hatte ich einige Bewerbungsgespräche, teilweise zwei an einem Tag. Ich überarbeitete meinen Lebenslauf nochmal und ich überführte die Inhalte in einen Markdown CV2.

Am 20. April hatte ich das Assessment bei AXA. Ich war ziemlich aufgeregt und habe vor Aufregung auch ziemlich schlecht geschlafen. Neun Tage später habe ich bei REWE digital gekündigt und den unterschriebenen Arbeitsvertrag der AXA in den Briefkasten geschmissen.

Mai

Innenleben des Framework Laptops: Ersatzschrauben. Foto CC-BY Stephan Luckow, GzEvD mbH.
Innenleben des Framework Laptops: Ersatzschrauben. Foto CC-BY Stephan Luckow, GzEvD mbH.

Am 08. Mai war der der erste Todestag meiner Mama, an diesem Wochenende habe ich meine Coaching Ausbildung bei Tom Andreas begonnen.

Da durch den Jobwechsel auch die Abgabe meines beruflich und privat genutzten Thinkpads absehbar wurde, und mein eigenes X1 Carbon (erste Generation) etwas in die Jahre gekommen war, musste ein neuer Laptop her. Nach 13 Jahren bin ich den Thinkpads untreu geworden. Mein Neuer ist ein Framework Laptop geworden. Die Laptops von Framework sind reparierbar, austauschbar, aufrüstbar und somit ein zwiemlich gutes Stück nachhaltiger als Vieles auf dem Markt. Damit verbunden war auch der Wechsel der Linux Distribution, mit LMDE die Rückkehr zu einer Debian basierten Distro nach Jahren mit Ubuntu.

Endless Vacation

Jungwald, Natursteig Sieg. Foto CC-NC-BY Julian Schreyer.
Jungwald, Natursteig Sieg. Foto CC-NC-BY Julian Schreyer.

Der Juni und Juli waren geprägt von Freistellung für den NLP Practitioner Nachholtermin und der Coaching Weiterbildung. Dazu kam noch mein Resturlaub. Ich hatte frei, so viel wie lange nicht mehr und das am Stück.

In dieser Zeit war die Verabschiedung von meinem alten Arbeitgeber ein Thema. Neben meinem Ausstand traf ich mich in diesem Zeitraum mit ein paar Kolleg*innen um dem Abschied bewusst einen Raum zu geben.

Neben viel Socialising hatte ich auch Zeit mal wieder etwas rumzunerden und bin das Projekt Googlefrei stückweise angegangen. (dem möchte ich noch einen eigenen Artikel widmen). Hinzukommend bin ich die mir fehlenden Etappen des Natursteig Sieg angegangen. War bei meinem Papa, in Leipzig und in Italien auf dem Metaforum Summercamp.

Alles Neu

Monique beim Abstieg in der Ruppertsklamm, Rheinsteig im August 2022.
Monique beim Abstieg in der Ruppertsklamm, Rheinsteig im August 2022.

Am ersten August bin ich bei der AXA als Tribe Agile Master gestartet und alles war neu. Für mich bedeutete Neu eine neue Firma, in einer neuen Branche, neue Teams, neue Kolleg*innen und last but not least, eine neue Rolle, die wiederum neue Aufgaben und Verantwortungen mitbringt. Für meine Kolleg*innen im HCJ Tribe, die einen Monat Vorsprung hatten (Tribe3 4 Kickoff war im Juli) war das Konstrukt Tribe mit seinen Rollen ebenfalls neu. Selbst für die AXA5, die in dieser Phase der agilen Transformation bereits auf einen Großteil der 15 geplanten Tribes blicken konnte, war das auch alles neu.
So weit wie August war ich den letzten Jahren schon lange nicht mehr außerhalb meiner beruflichen Komfort Zone.

Ende August gingen Monique und ich wieder das Projekt Rheinsteig an. Wir starteten an meinem Geburtstag mit Etappe 8, von Sayn nach Vallendar mit Übernachtung in Koblenz. Den Tag darauf verbanden wir die Etappen 10 und 11 mit Unterkunft in Braubach.
Auf der Etappe 12 Braubach-Kamp-Bornhofen hieß es dann Zähne zusammenbeissen6. Nach der Marksburg ging es stramm bergauf. Monique nahm in Osterspai die Bahn und ich lief den Rest in meiner Geschwindigkeit und beendete die Etappe 12 in Kamp-Bornhofen. Nach Dusche und Klamottenwechsel im Hotel in Mainz trafen Monique und ich uns bei bei der Kuehn Kunz Rosen Brauerei wieder. Zufälligerweise gab es dort neben zu erwarten, sehr gutem Bier eine Veranstaltung mit Live-Music. Zeitgleich einen Steinwurf entfernt war der Mainzer Weinmarkt, den wir auch noch kurz in Augenschein nehmen mussten.

Sommerfest bei Kuehn-Kunz-Rosen in Mainz. Foto CC-NC-BY Monique Wenta.
Sommerfest bei Kuehn-Kunz-Rosen in Mainz. Foto CC-NC-BY Monique Wenta.

Agile Leipzig

Jurgen Appelo und ich, Agile.Leipzig 2022.
Jurgen Appelo und ich, Agile.Leipzig 2022.

Für meine erste Unkonferenz in Präsenz seit 2019 hat es mich wieder nach Leipzig gezogen (hier der Bericht von meinem ersten Agile Leipzig Barcamp). Besonders bemerkenswert an diesen Barcamp waren für mich das tolle Rahmenprogramm, die Keynote von Gitta Peyn an Tag 1, die musikalischen Performance von Adam Janosch am Abend und der Keynote von Jurgen Appelo 🤩 an Tag 2.

Das Barcamp stand für mich eher für die “weicheren Themen”. Ich habe nicht an vielen Sessions teilgenommen, sondern war viel mehr im Austausch und habe mich von der Energie leiten lassen. Wenn du mich nach den Sessions fragen würdest, dann wären es die drei, die mir als erstes einfallen:

  • Konfliktlösung und Gewaltfreie Kommunikation mit Klaas Behrens-Scholvin
  • Agile Brain (feat. Neuroplastizität) mit Vincent Clement
  • Feedback aber richtig (mit dem EPIQ Modell7) mit Conrad Giller

Ich habe am Sonntag die Session “Leadershiptraining goes wild” eingebracht und stilgerecht draussen in der Lenné-Anlage, im herbstlichen Sonnenschein über die Mixtur von Trainings für Führungskräfte in Naturräumen mit Elebniselementen aus den Bereichen Survival, Bushcraft und Coaching diskutiert.

Ich war viel im Austausch, habe viel diskutiert. Ich durfte einige Irritationen erfahren, eigene Muster hinterfragen und es hat sich einiges neu gesetzt. Danke Klaas Behrens-Scholvin, Sina Scheibel, Oliver Kleinmann, Cathleen Schwarze, Conrad Giller, Sandra Hoerner, Georg Jahn und Hanjo Meinhardt für die vielen tollen Impulse🙏!

Ich glaube, ich hatte nur während meiner eigenen Session ganz kurz mal FOMO - es lief parallel eine Session zu Psychologischer Sicherheit.

Danke an Rolf Irion 🔥 und Team für den wiedermal sehr gelungenen Rahmen, gerne wieder🙏!

Ausklang

Fast wie am Anfang, konnte ich das Jahr mit einem weiteren Walkaboutyou abschließen. Diesmal wieder für das Accelerator Programs des Startplatz, mit dem Unterschied, dass ich das Community Building diesmal alleine facilitierte.

Die Trauer, die letztes Jahr großflächig und fast permanent zugegen war, kam dieses Jahr punktuell und manchmal wie aus dem Nichts. Ein Satz, ein Gedanke lösten Erinnnerungen und die ein oder Träne aus.

Ende des Jahres ging es für einen eher ruhigen Ausklang wieder nach Leipzig. Wir wohnten bei Stine. Ich war leicht angeschlagen und Monique verbrachte viel Zeit mit Lernen. Wir unternahmen viel zu Fuß und kochten oft zusammen. Den Jahreswechsel verbrachten wir auch in Leipzig. Selbst Silvester war bis auf den Exkurs zu Fockeberg ruhig, während es ein paar Meter weiter am Connewitzer Kreuz ganz anders aussah.

Silvester 2018, Kreuz Connewitz, Leipzig.
Silvester 2018, Kreuz Connewitz, Leipzig.

2022 vong Kulinarik her

Essen im Mil Razões, Ovar, Portugal. Foto CC-NC-BY Monique Wenta.
Essen im Mil Razões, Ovar, Portugal. Foto CC-NC-BY Monique Wenta.

Im Januar waren fünf Gänge inklusive Weinbegleitung im Maibeck das erste kulinarische Highlight des jungen Jahres 2022. Sterneküche.

Abgehen von der Tatsache, dass mich die portugiesische Küche mit viel Fisch und Meeresgetier sowieso anspricht, waren das die kulinarischen Höhepunkte unseres Portugal Roadtrips: Pasteis de Belem8 und das Incomum in Sintra.
Das Petisqueira Godinho in Porto war eher ein Glückstreffer. Eine Besonderheit war, dass der Laden von einer Person geschmissen wurde. Das Murça No Porto in der Nähe der Armazém Craftbeerbar war ebenfalls ein Zufall und grundsolide zu einem überaschend niedrigen Preis.

Sehr empfehlenswert war auch das Kintaro in der Friesenstraße in Köln. Neben meiner ersten Natto9 Erfahrung waren die Sushis einfach grandios.

Die kulinarische Wiederentdeckung des Jahres und häufig von uns frequentiert wurde das Da Enzo. Bester Italiener in Köln-Mülheim. Dort steht der Chef, Enzo, selbst in der Küche, während seine Frau Anna den großen Rest macht. Einfach sehr gutes Essen.

Fußnoten